Die Lykische Halbinsel begeistert mit antiken Städten, verträumten Küstendörfern und den schönsten Stränden der Türkei. / www.welt.de
Die Antike lebt! Spannende und geschichtsträchtige Tauchfahrten in die Vergangenheit erlebt man im Revier um Kaş, einem noch eher „ruhigeren“ Städtchen an der lykischen Küste.
Nach etwa drei Stunden Flugzeit ist man in der „großen Badewanne“ des Mittelmeeres, wie der Teil der türkischen Südküste wegen der Wassertemperaturen und der meist ruhigen See gerne genannt wird. Vom Flugplatz Dalaman sind es dann noch 150 km, von Antalya runde 180km in das nette Städtchen Kaş, das zwischen den beiden bekannten und sehr beliebten türkischen Urlaubszentren liegt. Der große Touristrom macht also um den Ort, der bis in die frühen 70er Jahre nur durch einen Eselspfad zu erreichen war, bis heute einen kleinen Bogen. Schön, dass man den Ortskern mit seinen griechischen Häusern unter Denkmalschutz gestellt hat, vielleicht sähe es sonst bereits anders aus…
In der malerischen Bucht und den Gassen trubelt es natürlich schon in den Ferienzeiten und das seit vielen Jahren, aber eben weitaus moderater. Immer wieder wird in allen europäischen Tauchmagazinen über das Toprevier berichtet. Kein Wunder: Die etwa 30 angebotenen Spots sind vielfältig, die Unterwasserwelt noch gut intakt, Gebiete für Profis als auch für Anfänger sind im Programm und man kann herrlich in die geschichtliche Vergangenheit eintauchen. Wer Sonne tanken will, warmes und klares Wasser schätzt, keine Lust auf weite Fernreisen hat, sich auch über den Wellen Kulturelles anschauen möchte und finanziell nicht gerade schmerzfrei ist, macht mit dieser Destination am Rande des Taurusgebirges also absolut nichts falsch. Es sei denn, man erwartet einen Sandstrand, denn den gibt’s nicht.
Der Hafenort Kaş , sprich „Kasch“, ist daher auch eine Alternative für Tropenverwöhnte. Apropos Tropen: Es gibt auf Grund der Planktonarmut keine Korallen und auch richtig Großes ist eher sehr selten. Vom Roten Meer aber hat sich über den Suez-Kanal ein Fischtourismus eingeschlichen, der es warm und klar mag und sich deswegen hier gut zurecht findet und breit macht. Kaninchen-, Drücker-, Papageien-, und auch Soldatenfische schwimmen schon wie selbstverständlich herum und dies zwischen dicken Barschen und verschiedenen Fischschulen. Was man seltener im westlichen Mittelmeer sieht ist hier noch Standard: Steckmuscheln in Posidoniafeldern, dazwischen allerlei Skurriles oder auch Schildkröten. Gerade die Posidoniafelder, allgemein unter Seegras bekannt, haben eine große ökologische Bedeutung für Laichplätze und die gute Kinderstube zahlreicher Fischarten.
Wen griechische oder römische Amphoren interessieren, der wird z.B. bei Assi Island fündig, einem der schönsten Tauchspots der Region und eine halbe Stunde Bootsfahrt entfernt. Auf 37m Tiefe liegt ein ganzes Amphorenfeld , darüber ziehen Bernsteinmakrelen und Barrakudas ihre Runden. Manche der zweihenkligen großen Krüge aus Ton messen bis zu 1m Durchmesser. Sie wurden in der Antike als Transportgefäße oder auch als Speichergefäße für verschiedene Produkte verwendet, also nicht nur für Wein. Aber bitte wirklich merken: immer die Hände weg, das türkische Gesetz kennt da keine Gnade. Nicht weit entfernt ist ein weiterer sehr beliebter Platz: Flying Fish. Die zwei schön bewachsenen Unterwasserhügel werden von vielen Fischen umschwärmt, beginnen bei 5m Tiefe und fallen bis weit jenseits der Sporttaucherzone ab, die dann nur noch den Teckies vorbehalten ist. Selbst die seltenen Seehasen werden ab und zu gesichtet. Im näheren Umkreis gibt es noch viel „Meer“: das Paradies Riff, der Canyon, Oasis oder der Turtle Point, die ihrem Namen alle Ehre machen. Die etwas weiter entfernte Garnelenhöhle oder der Tunnel sprechen selbstredend die Höhlenfreaks an.
Ein Dutzend verschiedene Tauchgänge können im näheren Bereich um Kaş unternommen werden, vom Hausriff angefangen bis zum Lykia Wrack im Osten oder der Strömungsnase im Westen. Auch Ganztagesfahrten stehen auf dem Programm der Basen, die meisten Spots sind dann um die 2 Stunden Schiffsfahrt entfernt in westlicher Richtung um den Ort Kalkan.
Steilwände, Riffe, Canyons, Höhlen und Wracks, zudem noch ein außergewöhnliches Spektrum an Flora und Fauna und das alles im wärmeren und klaren östlichen Mittelmeer, das bringt die Unterwasserwelt dieses Reviers auf den Punkt. Einziges Manko ist eigentlich, wie bereits erwähnt, nur die Korallenwelt. Wer nun immer noch behauptet, im Mittelmeer sei nichts los, ist salopp formuliert ein Ignorant. Speziell in Kaş wird jeder der „Unwissenden“ wirklich eines Besseren belehrt.